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her als Rom gegründet sein soll. Aus ihren früher so ausge-
breiteten Wohnsitzen längs der Küste des adriatischen Meeres
wurden sie von den herübergekommenen Galliern und Etruskern
größtentheils verdrängt.
3. Neben diesen, im Westen des nördlichen Italiens, scheint
in der Urzeit der Stamm der Ligurer weit ausgedehnt gewesen
zu sein; später wurden sie einerseits von den Iberern, anderseits
von den Celten zurückgedrängt.
4. Auf den Höhen der Apenninen, um Amiternum herum,
saßen die Sabiner und Sabeller. Zu diesen wurden viele
kleine, aber kräftige Völkerschaften gerechnet, insbesondere die
Pincenter, Frentaner, Hirpiner, Herniker, Sammler, Lucaner,
Marser, Peligner, Vestiner und Marruciner. Die übermäßige
Bevölkerung des Landes nöthigte bald zu großen Auswanderun-
gen, welche eine völlige Umgestaltung des mittleren und südli-
chen Italiens zur Folge hatten. So wurden die Aborigines
oder Casci aus der Gegend um Reate verdrängt und zogen in
die Tiberebene hinab, wo aus ihrer Verschmelzung mit dein
zurückgebliebenen Theile der Siculer das Volk der Latiner her-
vorging; ein Theil der Siculer zog südwärts.
5. Die Opiker oder Osker, zu welchen auch die Au-
soner gerechnet werden, bewohnten die westlichen Zweige der
Apenninenkette, südlich von den Latinern bis an den Laus. Zu
diesem Stamme gehörten die an Latium grenzenden Volsker und
Äquer, in Latium selbst die Casci oder Prisci und wahrschein-
lich auch die Apuler. Von den Oskern gedrängt setzte eine Ab-
theilung der Siculer nach der von ihnen benannten Insel über.
K. 7. Die Etrusker insbesondere und ihre Kultur.
Zn der alten Zeit, vor der Römer Auftreten, waren die
Etrusker das mächtigste und gebildetste Volk Italiens. Mit ih-
rer Religion und Verfassung, mit ihrer Kultur überhaupt wirk-
ten sie mächtig auf Rom selbst ein. Ursprünglich waren sie
wohl kein in Italien einheimisches Volk, sondern nordischer Ab-
kunft und mit den Rätern verwandt, in deren Lande noch jetzt
etruskische Inschriften gefunden werden. Sie selbst nannten sich
auch mit einem den Rätern ähnlichen Namen Rasen er. Wahr-
scheinlich wanderten sie aus Rätien in Oberitalien ein und nah-
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Extrahierte Ortsnamen: Italiens Italiens Latium Latium Italiens Rom Italien Oberitalien
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gos; sie trieb lebhaften Verkehr und war berühmt als uralter
Sitz etrurischer Kunst und Religion. Hier herrschte zur Zeit
der Ankunft des Äneas in Italien Mezentius. — Im Innern
des Landes, auf beiden Seiten der Aurelischen Straße von N.
nach S. finden sich folgende Städte: Luca (Lucca), wo Cäsar
während des gallischen Feldzuges seinen Winterfitz hatte, gehörte
bis auf Augustus zu dem cisalpinischen Gallien. — Pistoria
(Pistoja), wo Catilina mit seinem Heere vernichtet wurde. —
Fäsulä (Fiesolo) hoch auf einem Felsen gelegen mit der reizenden
Aussicht in das Arnothal; Bewunderung erregen auch noch jetzt die
Ruinen eines kolossalen Theaters. — F lorentia (Florenz) am
Arno, eines der blühendsten Municipien und auch im Mittel-
alter von hoher Bedeutung. Hier war die Geburtstätte des
Dante, Michel Angelo, Macchiavelli und Amerigo Vespucci. —
Arretium (Arrezzo), die Geburtstätte des Mäcenas und des
Petrarca. — Clusium (Chiüsi), wo Porsenna herrschte. —
Perusia (Perugia), nicht weit vom See Trafimenus, bekannt
durch den perusinischen Krieg im Jahre 41 zwischen Antonius
und Octavian. — Falerii, deren Einwohner Falisci hießen,
lag auf einem steilen Bergkegel und wurde von Camillus er-
obert. Westlich von der Stadt soll der berühmte Tempel der
Voltumnä gewesen sein, bei welchem die Bundesstaaten Etru-
riens gewöhnlich ihre Versammlungen hielten. — Veji (Ein-
wohner Vejentes), die größte und mächtigste Stadt Etruriens,
welche über 100,000 Einwohner zählte. Nach der Eroberung
durch Camillus im Jahre 396 blieb sie öde und unbewohnt bis
auf Cäsar, der hier eine Kolonie gründete.
2. Latium. Dieses bildete den Mittelpunkt der römischen
Weltherrschaft. Es hatte nicht immer dieselben Grenzen. Das
alte Latium (Tatium vetus) erstreckte sich von der Tiber bis zum
Vorgebirge Circeji. Seit dem Jahre 338 v. Ehr. aber, als die
im Süden und Osten vom alten Latium wohnenden Völker, die
Aquer, Her^iker, Vols^r und Aurunker besiegt waren, wurde
das unterworfene Gebiet als Fatium novum oder ackieetum mit
eingerechnet, so daß Latium sich nun bis über den Liris hinaus
erstreckte. Es ist sehr gebirgig und wasserreich. Der Haupt- '
ström ist die Tiber (liblris) und nach dem Po der größte Fluß
Italiens. Er entspringt auf den sabinischen Apenninen oberhalb
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Extrahierte Personennamen: Luca Cäsar Augustus Catilina Arno Michel_Angelo Macchiavelli Porsenna Antonius Octavian Camillus Cäsar
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gen, fmt der Römer ihn schon erlegt und stürmt auf den Zwei-
ten los. Unter tausendstimmigem Zurufe der hoffnungschöpfenden
Römer gibt der Horatier auch diesem den Todesstoß. Und als
er endlich auch den dritten Albaner, der schwer verwundet und
fast athemlos herankriecht, niederbohrt, da erheben sich unter lau-
tem Jubel die Römer, und drangen sich um ihren Sieger, ihm
Glück zu wünschen. Frohlockend zog nun der Horatier, die Rü-
stungen der drei Curiatier im Triumphe tragend, an der Spitze
seiner jubelnden Mitbürger nach Rom. Vor dem Thore kam
ihm auch seine Schwester entgegen, die mit einem der gefallenen
Curiatier verlobt war. Als sie unter der Siegesbeute ihres Bru-
ders auch den Waffenrock erblickte, den sie selbst für ihren Bräu-
tigam gewirkt hatte, brach sie in lautes Wehklagen aus. Dieses
Gewinsel der Schwester bei seinem Siege, bei der so allgemeinen
Freude erzürnte den Jüngling. Wüthend zog er das Schwert
und durchstieß sie mit den strafenden Worten: „So fahre denn
hin mit deiner unzeitigen Liebe zu deinem Bräutigam, die du
deiner Brüder, der tobten und des lebenden vergaßest, deines
Vaterlandes vergaßest! Und so fahre künftig jede Römerin,
die einen Feind betrauert!" Diese That unterbrach die allge-
meine Freude; sie erfüllte Jeden mit Abscheu und Entsetzen. Der
Schwestermörder war der Todesstrafe verfallen. Allein sein jüngst
erworbenes Verdienst, und die Bitten und Thränen seines un-
glücklichen Vaters, der zu drei Kindern nun auch sein letztes ver-
lieren sollte, ließ ihn Gnade finden. Jedoch mußte er die Strafe
erleiden, daß er gebückt und mit verhülltem Gesichte von den
Lictoren unter das Schandjoch, eine Art von Galgen, hinge-
führt wurde.
Mit Unwillen ertrugen die Albaner die Abhänhigkeit von
Rom, und Mettus Fuffetius entwarf heimlich einen Plan zur Wie-
derherstellung der alten Unabhängigkeit und Freiheit. Er reizte die
benachbarten Fidenater und Vejenter zum Kriege gegen Rom auf
und versprach, im Augenblicke der Schlacht zu ihnen überzugehen.
Tullus zog gegen den Feind. Auch Mettus mußte mit seinen
Albanern zu den Römern stoßen. Kaum waren die Römer mit
den Vejentern handgemein geworden, als Mettus, zu feige, um
gerades Weges zu den Feinden überzugehen, mit seinem Heere
aufbrach und nach den nahe gelegenen Hügeln zog. Seine Ab-
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sicht war, hier den Ausgang der Schlacht zu beobachten und es
alsdann mit der Partei zu halten, zu welcher sich das Glück
Hinneigen würde. Als dem Tullns dieses gemeldet wurde, faßte
er sich schnell und rief so laut, daß selbst die Feinde es hören
konnten: ans seinen Befehl ziehe sich das albanische Heer seit-
wärts, um dem Feinde in den Rücken zu fallen. Dies erregte
Schrecken unter den Fidenatern und Vejentern. Zuerst nahmen die
Fidenater die Flucht, weil sie wirklich fürchteten, von den ver.-
rätherischen Albanern umzingelt und von-ihrer Stadt abgeschnit-
ten zu werden. Die Flucht der Fidenater zog auch bald die der
Bejenter nach sich. Jetzt eilte Mettus in die Ebene hinab zum
Tullns und wünschte ihm Glück zu seinem herrlichen Siege.
Tullns verbarg seinen Zorn. Er empfing den Verräther mit
Güte, als ob er nichts bemerkt hätte; beschicd aber beide Heere
ans den folgenden Tag zu einer Versammlung. Die Albaner
erschienen zuerst, alle ohne Waffen; bewaffnet stellten sich die
Römer um sie herum. Jetzt trat Tullns auf und enthüllte den
schändlichen Verrath des Mettus und verkündete die Strafe, die
er ihm und seinem Volke bestimmt hatte. Er selbst wurde an
zwei Wagen festgebunden, die Gespanne nach entgegengesetzter
Richtung angetrieben, und der Körper des Unglücklichen jämmer
lich zerrissen. Alle wandten voll Entsetzen ihre Augen ab von
einem so gräßlichen Schauspiele, das in der ganzen römischen
Geschichte das erste und letzte in seiner Art gewesen ist. Höchst
traurig war auch das Schicksal der Stadt Alba. Sie ward
geschleift, und der größte Thei! der Einwohmner nach Rom
abgeführt. Hier wies ihnen Tullns den Hügel Cälius zum
Wohnsitze an und zog diesen mit in das Gebiet der Stadt
Vierhundert Jahre hatte die ehrwürdige Mutterstadt Roms
gestanden, als dieser Schlag der Vernichtung sie traf. Frü-
her war sie das Haupt der latinischen Bundesstädte gewesen;
seit dieses gefallen, siährte Rom den Wunsch und die Hoffnung,
das erledigte Oberhoheitsrecht der Mntterstadt an sich zu bringen.
*) Roma interim crescit Albae ruinis , duplicatur civium numerus,
Caelius additur urbi mons. Livius I. 30. Übrigens darf man bei Alba
an eine gänzliche Schleifung wohl eben so wenig denken, als bei Mai-
land unter Friedrich I.
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r
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Tullus griff auch noch die Fidenater, Vejenter und Sabiner
an, jedoch ohne Erfolg. Mitten auf der kriegerischen Laufbahn
traf ihn, der Sage nach, der sengende Blitzstrahl des zürnenden
Jupiter.
\
§. 14. Jvncus Mlartius. 640 —64f.
Dieser war mehr für Ruhe und Frieden, gleichwie sein
Oheim Numa. Er beförderte den unter der Regierung seines
kriegerischen Vorgängers vernachlässigten Ackerbau und stellte auch
die verfallene Staatsreligion wieder her. Da glaubten die un-
ruhigen Nachbaren, besonders die Latiner, unter einem so unkrie-
gerischen Könige sei Alles zu wagen, und fielen plündernd in
das römische Gebiet ein. Aber Ancus wußte auch zur rechten
Zeit das Schwert zu führen. Er trieb sie zurück, zerstörte mehre
ihrer Städte und versetzte einen Theil ihrer Einwohner nach
Rom, wo sie den aventinischen Hügel anbauten. Zur größeren
Sicherheit befestigte er auch die jenseits der Tiber gelegene Vor-
stadt Janiculum und brachte sie durch eine hölzerne Brücke') mit
Rom in Verbindung. Auch mit den Vejentern führte er einen
glücklichen Krieg und erweiterte das römische Gebiet bis an's
Meer. Hier am Ausflusse der Tiber gründete er die Hafenstadt
Ostia als die älteste römische Kolonie und ward so der Schöpfer
der Schiffahrt und des Handels seines Volkes.
In Folge der häufigen Übersiedelung der Einwohner ero-
berter Städte nach Rom, hatte dieses an Umfang und Bevölke-
rung außerordentlich zugenommen. Die neuen Ankömmlinge baueten
sich hier auf dem ihnen vom Staate geschenkten Grundstücke an,
und viele von diesen kleinen freien Gutsbesitzern schwangen sich
durch Fleiß und Wirthschaftlichkeit bereits zu einiger Wohlhaben-
heit empor. Die Zahl dieser kleinen freien Grundbesitzer erhielt
aber den bedeutendsten Zuwachs durch die Aufnahme der Latiner
unter Ancus; und seitdem bildeten diese in so großer Überzahl
vorhandenen Neubürger, gegenüber den Altbürgern und deren
Clienten, einen besonderen Stand, die Plebsd oder die'menge.
*) Pons Sublicius.
2) Die Wortwurzel selbst deutet hin auf die Maffe, Fulle, Menge,
To nxrjdog, pleo, plebes, plebs.
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80
Diktator verwundete den König Tarquinius, der ungeachtet des
hohen Alters an der Schlacht Theil nahm. Zwei Söhne und
der Schwiegersohn des Tarquinius fielen, und das Glück des
heißen Tages neigte sich auf die Seite der Römer. Da endlich
floh der hoffnungslose König, aller seiner Kinder beraubt, nach
Cumä in Campanien. Hier rief bald nachher der Tod den
lebensmüden Greis von dem Schauplatze seiner vieljährigen Leiden.
Schon im dritten Jahre nach der Schlacht am See Regillus
wurde der alte Bundesverein zwischen den Römern und Latineru
und das Verhältnis beider Völker gegen einander wieder herge-
stellt und befestigt.
Streit zwischen den Patriciern und Plebejern
von 500 bis 300 vor Chr.
§. 19. Die Volkstribuncn. 493.
Rom schien nach aufgehobener Königsregierung vollkommen
frei zu sein. Allein die Freiheit genossen nur die Patricier, nicht
die Plebejer. Statt der Könige, die sich im Ganzen wohlwollend
gegen die Gemeinde bewiesen hatten, um an ihr eine Stütze zu
finden gegen die herrschsüchtigen Patricier, regierten jetzt diese
selbst mit den aus ihrer Mitte erwählten Consuln. Sie beklei-
deten ausschließlich alle öffentlichen Ämter, sie richteten nach ihrer
Willkür das Volk, sie hatten den Nießbrauch der Staatslände-
reien, die sie gegen hohen Zins den Plebejern verpachteten. In
den vielen Feldzügen eines jeden Jahres ließ der Patricier seine
Ländereien durch Clienten oder Sklaven bebauen. Das konnte
der arme Plebejer nicht; er mußte sie wüst liegen lassen oder
sein kleines Eigenthum oft sogar verkaufen, um nur die Kosten
des Feldzuges zu bestreiten; denn für Waffen und Lebensunter-
halt während desselben mußte Jeder selbst sorgen. Eben sowenig
konnte er bei anwachsender Verlegenheit des Hausstandes eine
Minderung der Landsteuer gewinnen, welche nach dem Wortlaut
der einmal aufgenommenen, für vier Jahre gültigen Schätzung
mit unerbittlicher Strenge eingetrieben wurde. Und kam er
nun aus seinen Freiheitsschlachten zurück, so fand er seine Felder
verwildert oder vom Feinde selbst verheert und gerieth mit Weib
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69
mehr auf dem Albanerberge, oberhalb des zerstörten Alba Longa,
bei dem Tempel des Jupiter Latiaris gefeiert. Hier führte Tar-
quinius den Vorsitz; hier brachte er als Oberpriester das große
Bundesopfer. Ihm ward auch der Oberbefehl des Bundesheeres
übertragen, und die Latiner standen in den römischen Legionen,
mit den Römern in je zwei Manipeln unter einem Hauptmann
vereint. Suessa Pometia, die blühendste Stadt der Volsker, die
wahrscheinlich dem Bündnisse mit Rom nicht hatte beitreten wol-
len, wurde erobert, und außerordentliche Beute aus derselben
nach Rom abgeführt. Gleiches Schicksal hatte die Stadt Gabii,
welche Tarquinius durch den Verrath seines Sohnes Sertus
einnahm. Rach dieser Stadt der Latiner hatten sich mehre rö-
mische Patricier geflüchtet und die Einwohner gegen den König
aufgewiegelt. Rach genommener Abrede stellte sich sein Sohn
Sertus, als ob auch er wegen erlittener Unbilden gegen den
Vater aufgebracht sei, und floh ebenfalls nach Gabii. Hier
spielte er seine Rolle so gnt, daß ihm der Befehl über die Trup-
pen anvertraut wurde. Run schickte Sertus einen vertrauten
Boten an seinen Vater, um weitere Verhaltungsbefehle einzu-
holen. Tarquinius aber, welcher sich weder schriftlich noch münd-
lich darüber erklären wollte, führte den Boten in einen Garten,
hieb in seiner Gegenwart den Mohnsträuchen, welche am höchsten
hervorragten, die Köpfe ab, und ließ ihn ohne weitere Antwort
abreisen. Als der Bote die Nachricht überbrachte von dem, was
er gesehen, verstand Sertus sogleich diesen Wink. Er ließ die
vornehmsten Gabier aus dem Wege räumen und überlieferte
nun mit leichter Mühe die ihrer Häupter beraubte Stadt seinem
Vater. In die unterworfenen Gegenden wurden, um ihre Ab-
hängigkeit zu sichern, Kolonien ausgesendet, damals zunächst nach
Signiä und Circeji, — eine Maßregel, welcher Rom die Aus-
breitung seiner Herrschaft und Sprache vorzugsweise verdankt.
Aber nicht bloß Schrecken verbreitete Tarquinius um seinen
Thron, sondern auch einen ungewöhnlichen Glanz. Aus der
gewonnenen Kriegesbeute verherrlichte der prachtliebende König
Rom selbst durch großartige Anlagen und Bauten. Durch etrus-
kische Baumeister und durch Frohndienste des Volkes ließ er frü-
her begonnene Bauten, wie die Kloaken, den Circus, insbeson-
dere den kapitolinischen Tempel des Jupiter, der Juno und Mi-
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seines Versprechens; er ließ sich vom Pontifer feierlich zum Tode
weihen, bestieg dann sein Schlachtroß, sprengte in das dichteste
Gewühl des feindlichen Heeres und fand seinen Tod. Seine
hiedurch begeisterten Truppen erneuerten den Angriff und erfoch-
ten den glänzendsten Sieg (339). Die Trümmer des geschla-
genen Herres sammelten sich bei Trifanum, unweit Minturna,
und erlitten hier vom Cónsul Manlius eine zweite große Nie-
derlage. Seitdem lösete sich der latinische Bund auf; jedoch
gingen noch zwei Jahre mit der Belagerung und Unterwerfung
einzelner Städte hin. Antium hielt sich am längsten. Der rö-
mische Senat verhängte ein verschiedenes Schicksal über die Über-
wundenen, je nachdem sie mehr oder weniger strafwürdig schienen.
Während nämlich einige Gemeinden, als Lavinium, Pedum,
Aricia, Nomentum das römische Bürgerrecht und die Vertheilung
in zwei neue Tribus erhielten, wurden andere, wie Formiä,
Capua, Cumä, Suessula, Fundi, in Freistädte (municipia) ohne
Bürgerrecht umgewandelt. Antium dagegen ward eine römische
Kolonie, und verlor seine Kriegesschiffe, deren Schnäbel (rostía)
nachher die Rednerbühne auf dem Forum zu Rom schmückten.
Damit aber in dem dergestalt zerstückelten Latium jede Verbin-
dung und Schilderhebung für die Zukunft unmöglich gemacht
würde, so durften keine Landtage mehr gehalten, keine Ehen
zwischen Bürgern verschiedener Städte abgeschlossen, keine Grund-
stücke in mehren Feldmarken von demselben Besitzer erworben
werden.
Unterdessen waren die beiden großen Kriege, erst gegen
Samnium, dann gegen Latium, nicht ohne Einfluß geblieben auf
die inneren Verhältnisse Roms. Hier wurden die Rechte der
Plebejer noch mehr befestigt durch drei Gesetze des plebejischen
Dictators Q. Publilius Philo im Jahre 339. Durch das erste
Gesetz ward die Nothwendigkeit der Bestätigung der in den Cem-
turiatversammlungen gegebenen Gesetze aufgehoben oder in eine
bloße Förmlichkeit verwandelt 2). Das zweite verordnete, daß
die Plebiscita oder Gemeindebeschlüffe für alle Bürger ver-
bindende Kraft haben sollten D- Das dritte Gesetz endlichbe-
2) „Ut legiim, quae comitiis centuriatis ferrentur, ante initum
suffragium patres auctores fierent.“ Liv. Viii. 12.
3) Ut plebiscita omnes Quintes tenerent. 1. c.
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Extrahierte Personennamen: Publilius_Philo
Extrahierte Ortsnamen: Aricia Capua Suessula Rom Latium Latium Roms
126
stimmte, daß immer einer der Censaren ein Plebejer sein solle.
Durch die beiden ersten Gesetze hatten die aus der ältesten Zeit
der Aristokratie stammenden Versammlungen nach Curien, in
denen nur Patricier stimmten, fast allen Einfluß verloren, und
hörten bald ganz auf. So hatte die Verfassung im Wesens
lichen ihren Abschluß gewonnen.
§. 31. Zweiter Krieg mit den Sammlern. 326 - 304.
Der Friede zwischen den Römern und Samnitern war nicht
von Dauer. Hatten ihn die Ersteren damals hauptsächlich in
der Absicht abgeschlossen, um zuvor mit dem nächsten Feinde, den
Latinern, anzubinden, so nahmen sie jetzt, als diese unterworfen
waren, wieder eine herausfordernde Stellung gegen die Samni-
ter ein. Diese hatten die volskische Stadt Fregellä erobert und
zerstört; die Römer aber ließen sie wieder aufbauen und zu
einer Kolonie einrichten, ohne auf die hiergegen erhobenen Be-
schwerden der Samniter zu achten. Zugleich forderten die Rö-
mer von Paläpolis, einer mit den Samnitern verbündeten
Stadt, Genugthuung wegen Plünderung in Campanien. Als sie
aber, vertrauend auf die Unterstützung der Samniter, diese ver-
verweigerte, belagerte der Cónsul Q. Publilius Philo die Stadt,
setzte die Belagerung auch nach Ablauf seines Jahres als Pro-
cónsul fort und nahm sie endlich durch Verrath ein. Noch wäh-
rend der Belagerung wurde den Samnitern förmlich der Krieg
erklärt. Der große Dictator Papirius Cursor rückte in Sum-
mum ein, und der Kampf begann, der von beiden Seiten bei
gleicher Tapferkeit mit wechselndem Kriegesglücke geführt wurde.
Als der Dictator wegen ungünstiger Auspicien nach Rom ge-
reiset war, ließ sich der Befehlshaber der Reiterei, Q. Fabius
Rullianus, gegen den ausdrücklichen Befehl desselben, mit dem
Feinde in einen Kampf ein, und trug einen glänzenden Sieg
davon. Die Strenge des Kriegsrechts verlangte den Tod des
Ungehorsamen; nur die Fürbitte des Volkes und des Heeres
ließ ihn Begnadigung finden. Einen zweiten Sieg erfocht Pa-
pirius selbst, in Folge dessen die Samniter um Frieden baten.
Aber nur ein einjähriger Waffenstillstand wurde bewilligt,
und als dieser abgelaufcn war, der Krieg fortgesetzt und zwar
mit so ungünstigem Erfolge für die Samniter, daß sie abermals
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
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127
um Frieden baten. Da aber die Römer völlige Unterwerfung
verlangten, beschlossen sie, mit der äußersten Anstrengung ihrer
Kräfte den Krieg sortzusctzen. Sie wählten zu ihrem Anführer
Q. Pontius, den Sohn des weisen Herennius. Gegen ihn zo-
gen die beiden Consuln T. Veturius Calvinus und Sp. Postumius
Albinus. Die Samniter zogen sich vor ihnen zurück in die cau-
dinischcn Engpässe (lureulae Oaullinao) unweit dem heutigen
Arpaja, und hielten alle Ausgänge besetzt. Die Landleute waren
angewiesen, das Gerücht auszustreuen, das ganze samnitische
Heer stehe jetzt in Apulien und belagere Luceria. Auf diese
Nachricht schlugen die Consuln schleunigst den kürzesten Weg nach
Luceria ein, nämlich den, welcher durch die caudinischcn Eng-
pässe führt. Sorglos und mit allem Gepäck zog ihr Heer in
einem langen Zuge in den berüchtigten Hohlweg ein. Da ward
der Verrath offenbar. Kein Ausweg stand offen, alle Pässe
waren vom Feinde besetzt, kein Vordringen, kein Rückzug mög-
lich, bald zwang der Hunger die Eingeschlossenen, den Sieger
um Frieden zu bitten. Pontius schickte nun zu seinem alten
Vater und ließ fragen, was er jetzt thun sollte. Der kluge
Samniter gab seinem Sohne den Rath, entweder sie alle ohne
Unterschied niedcrzuhauen, oder sie ungekränkt zu entlassen. Das
Erste würde die Römer außer Stand setzen, den Sammlern
zu schaden, das Letzte sie ihnen auf immer verpflichten." Allein
Pontius zog es vor, den Mittelweg einzuschlagen und das ge-
fangene Heer unter Bedingungen zu entlassen. Es sollte näm-
lich Rom das alte auf Gleichheit beruhende Bündniß wieder-
herstellen und aus Samnium seine Kolonien zurückziehen: „Die
Consuln gelobten dieses, und zur Sicherung der Ausführung
dieses Gelöbnisses (sponsio) hielt Pontius sechshundert Ritter
als Geißel zurück. Am schmachvollsten war die Art der Ent-
lassung selbst. Zum Zeichen der völligen Unterwerfung unter
das Gesetz des Siegers mußten die Römer, mit Zurücklassung
aller Waffen und Heergeräthe, unter dem Joche hergehen, die
Consuln voran, unter lautem Hohngelächter der zu beiden Seiten
unter Waffen stehenden Feinde. Mit Scham und Erbitterung
trat das entwaffnete Heer den Rückzug an. In der Nähe von
Capua machte es Halt und lagerte sich für die Nacht auf freiem
Felde. In die Stadt selbst mogte Keiner kommen. Als dieses
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